LESUNG vom 4. Juni 2025
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Berührende Lesung in der
Neuen Evangelischen Gemeinde Wernigerode
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4. Juni 2025
Ohne bekennender Christ zu sein – ohne Bibelkenntnis, Psalmen oder das Vaterunser
als festen Bestandteil meines Alltags – war ich doch tief berührt von der Andacht,
die Pfarrer Matthias Zentner der Lesung vorausschickte.
Es war eine Atmosphäre, der ich mich nicht entziehen konnte: still, achtsam, offen.
Der Luthersaal in Wernigerode war liebevoll für etwa 30 Gäste vorbereitet.
Fast alle Plätze waren besetzt – ein stilles Kompliment schon vor Beginn.
Die Andacht des Pfarrers leitete über in die Lesung aus meinem Roman
„GINI – Glück ist ein scheues Reh“
und als hätte es so sein müssen, fügte sich meine Geschichte nahtlos an seine Worte an.
Auch GINI erzählt von einem Leben, das aus der Bahn geraten ist –
und von der Hoffnung, vom Suchen nach Glück.
Die Anwesenden, Senioren unserer Stadt,
hörten aufmerksam zu – manche wie nach innen lauschend.
Ich spürte, dass ich sie erreichte.
Viele von ihnen hatten wie meine Hauptfigur in medizinischen Berufen gearbeitet,
oder einen ähnlichen Schicksalsschlag zu bewältigen.
Und so spiegelten sich eigene Lebensgeschichten in meinen Zeilen wider.
Erinnerungen wurden wach.
Es war still im Raum, aber in den Augen der Zuhörer war viel Bewegung.
Nach der Lesung kamen mehrere Damen auf mich zu.
Sie lobten den Umgang mit Sprache, die Bildkraft meiner Worte,
und besonders meine Entscheidung, in meinen Büchern keine Ortsnamen zu nennen.
„Ja, das ist wahr“, sagte eine von ihnen, als ich erklärte,
dass sich jeder beim Lesen seine ganz eigenen Orte vorstellen darf –
Orte, die mit dem eigenen Leben verbunden sind.
Denn was bringt ein Ortsname, wenn man nie dort war?
Was zählt, ist die Erinnerung, die beim Lesen entsteht.
Besonders bewegt hat mich, dass ich während des Vorlesens selbst den Tränen nahe war.
GINI ist ein sehr persönliches Buch – und das spürt man, jedes Mal aufs Neue.
Es ist das emotionalste Werk, das ich bislang geschrieben habe.
Und auch wenn an diesem Nachmittag nur ein einziges Buch verkauft wurde –
mein schönster Lohn waren die Begegnungen,
das gemeinsame Erinnern, das stille Verstehen.
Es braucht kein Geld, um zu wissen:
Ich habe Menschen erreicht. Ich habe etwas bewegt.
Zum Abschluss erhielt ich ein liebevolles Geschenk:
eine Tasse mit meinem persönlichen Schutzengel.
Pfarrer Zentner überreichte sie mir mit den Worten,
ich sei „für diese wenigen Stunden ein Engel für die Gemeinde“ gewesen.
Dieser Satz berührt mich sehr – und klingt in mir nach,
mit Dankbarkeit im Herzen und Frieden im Geist..
🧡
Marion Estermann